25 Jahre Grünes Band – Hauptschlagader für ein Netz des Lebens in Deutschland

08.02.201515:05 UhrStefan

25 Jahre Grünes Band – Hauptschlagader für ein Netz des Lebens in Deutschland | Caladesi Rhodesian Ridgeback

Das Grüne Band ist einzigartig. Es ist der einzige existierende länderübergreifende Lebensraumverbund und damit eine Hauptschlagader für ein Netz des Lebens in Deutschland. Aus der ehemaligen Grenze zwischen BRD und DDR ist ein 1.393 Kilometer langes lebendiges Mahnmal für Frieden und Demokratie und ein Ort der Erinnerung an die unmenschliche Trennung Deutschlands geworden. Auf den 17.712 Hektar des Grünen Bandes finden 1.200 gefährdete und seltene Tiere einen Lebensraum und Wanderkorridor zugleich. Mehr als zwei Drittel des Grünen Bandes stehen deshalb unter Naturschutz. Doch auf 13% der Fläche bzw. auf 180 Kilometern Länge ist das Grüne Band in der Landschaft nicht mehr zu erkennen, weil es durch intensive Landnutzung überprägt ist und die kostbaren Biotope so zerstört wurden.

Darüber hinaus gingen naturschutzfachlich wertvolle Offenlandflächen durch Waldaufwuchs verloren. Diese Lücken im Grünen Band bedeuten für viele Tiere und Pflanzen, dass sie bei ihrer Nahrungssuche, Fortpflanzung und Besiedlung neuer Lebensräume von einer unüberwindbaren Barriere gestoppt werden. Damit steigt die Gefahr, dass diese Tiere und Pflanzen zunächst lokal aussterben und langfristig auch aus Deutschland verschwinden.

Von den Lücken sind 26 über einen Kilometer lang. Zwei davon mit einer Gesamtlänge von 35,8 Kilometern befinden sich in der nördlichen Altmark. Hier liegt das erste Modellgebiet im Projekt „Lückenschluss Grünes Band“, das im Bundesprogramm Biologische Vielfalt vom Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit gefördert wird. Im Modellgebiet werden vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) Flächen angekauft, getauscht und verschiedene Maßnahmen zur Wiederherstellung und Erhaltung der wertvollen Lebensräume durchgeführt. Damit werden einige Lücken im Lebensraumverbund geschlossen. Auf zwei Flächen bei Zießau und Bömenzien wurden bereits seltene Sandlebensräume durch Entfernung der aufwachsenden Bäume freigestellt, Laichgewässer für Kreuzkröten sowie Stein- und Totholzhaufen für Zauneidechsen angelegt. Weitere Maßnahmen sind geplant. So soll in enger Kooperation mit Landwirten vor Ort ein Managementplan für die Beweidung von seltenen Binnensalzflächen erstellt werden.

Prof. Beate Jessel, Präsidentin des Bundesamtes für Naturschutz (BfN), wies auf die Vorbildwirkung der Maßnahmen hin: „Im Projekt Lückenschluss Grünes Band werden Wege aufgezeigt, wie Lücken im Grünen Band aber auch in anderen großen Biotopverbundsystemen geschlossen werden können. Dabei sind fachliche Fragen des Naturschutzes zu klären und Flächeneigentümer und -nutzer zu gewinnen. Mit einer umfassenden Öffentlichkeitsarbeit, die unterschiedliche Zielgruppen anspricht, soll eine breitere gesellschaftliche Basis für den Naturschutz geschaffen werden. Ein Grünes-Band-Faltblatt für Kinder im Grundschulalter, der Einsatz der Neuen Medien oder die neuen Kurzfilme über das Grüne Band sind gelungene Beispiele dafür.“

146 verschiedene Lebensraumtypen wurden im Grünen Band 2012 bei einer Lebensraumerfassung festgestellt. Fast zwei Drittel davon sind in der Roten Liste der Biotoptypen Deutschlands als gefährdet eingestuft. Dies griff Prof. Weiger, Vorsitzender des BUND auf: „Die Vielfalt der hier vorkommenden wertvollen Biotoptypen und wie sie miteinander vernetzt sind – das ist einmalig in Deutschland. Deswegen muss es für alle ein Ziel sein, ein lückenloses, vollständig durchgängiges Grünes Band von der Ostsee bis ans bayrisch-sächsisch-tschechische Dreiländereck zu schaffen. Das ist machbar. Die Naturschutzstiftungen der Länder sind nach der 2011 abgeschlossenen Übertragung von Flächen aus dem Bundesbesitz die größten Flächeneigentümer im Grünen Band. Sie haben hiermit hervorragende Möglichkeiten und die verantwortungsvolle Aufgabe, die noch intensiv genutzten Flächen nach und nach zu extensivieren.“ Wie die Naturschutzstiftungen dabei vorgehen, erklärt eine Vertreterin der Stiftung Naturschutz Thüringen in der Südharzer Karstlandschaft auf einer Ackerfläche im Grünen Band, die demnächst in Grünland umgewandelt werden soll.

An vielen Orten im Grünen Band sichert naturschutzgerechte landwirtschaftliche Nutzung den Artenreichtum. Die Beweidung durch Schäfer gehört hier ebenso dazu wie Beweidungsprojekte zum Beispiel der Agrar GmbH Straufhain. Mit Konikponys und Heckrindern werden dabei Feuchtgebiete im Grünen Band gepflegt und die Erzeugnisse regional vermarktet. Durch die extensive Grünlandnutzung werden Wiesen und Weiden offen gehalten. Viele seltene Tierarten wie das Braunkehlchen, Neuntöter, Wiesenknopf-Ameisenbläuling und die Wanstschrecke sind darauf angewiesen. Die letztgenannte Art zeigt besonders eindringlich wie wichtig die Verbindung von Biotopen und des Schließens der Lücken ist. Sie kann nicht fliegen und bewegt sich nur schwerfällig und das nur innerhalb von Wiesenbereichen. Der BUND hat im Landkreis Hildburghausen Lebensräume der Wanstschrecke verbunden, indem Acker in Grünland umgewandelt wurde. So können die Schrecken diese Hürde wieder überwinden, sich erfolgreich fortpflanzen und dadurch den genetischen Austausch zwischen vorher getrennten Vorkommen und ihr Überleben sichern.

Auch Wildnis hat ihren Platz im Grünen Band. So in den Auenlandschaften entlang der Elbe, die auf einer Länge von 94 Kilometern Grenzfluss war. Um Lücken in der Auenwildnis am Grünen Band zu schließen, soll die ‚Hohe Garbe‘, eine Hartholz-Aue, die von einem Elbebogen umflossen wird, wieder an Hoch- und Niedrigwasser der Elbe angeschlossen und als Lebensraum für Schwarzstorch, Seeadler und Fischotter entwickelt werden. Dass davon auch der Hochwasserschutz profitieren würde, zeigt direkt nördlich davon die größte bislang in Deutschland realisierte Deichrückverlegung. Dank der dort im Rahmen eines Naturschutzgroßprojekts geschaffenen 400 Hektar Überflutungsraum konnten beim Jahrhunderthochwasser im Sommer 2013 die Elbpegel im Raum Lenzen um bis zu 50 cm abgesenkt werden.

Das Projekt „Lückenschluss Grünes Band“ wird über einen Zeitraum von fünf Jahren noch bis 2017 gefördert. Weitere Modellgebiete werden identifiziert, dort Flächen angekauft und in Zusammenarbeit mit Flächenbewirtschaftern naturschutzgerecht genutzt. Sämtliche Maßnahmengebiete werden in Vorher-Nachher-Vergleichen untersucht, um die Wirksamkeit festzustellen und für zukünftige Maßnahmengebiete des BUND und anderer Akteure am Grünen Band zu optimieren.

Für Rückfragen: Dr. Liana Geidezis, BUND-Projektbüro Grünes Band: 0171 – 53 318 53 | Uwe Friedel, BUND-Projektbüro Grünes Band: 0173 – 80 58 563 | E-Mail: gruenesband@bund-naturschutz.de | Internet: www.gruenesband.info

[Text: Bundesamt für Naturschutz (BfN) | Bild(er): tpsdave • pixabay]

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